Immer mehr Menschen sind in Bayern von Armut bedroht – was ist zu tun?

Standpunkt für die Bayerische Staatszeitung

  • von  A. Weikert in der BSZ
    13.11.2015
  • Beiträge, Presse, Arbeit und Soziales

Wir brauchen ein Maßnahmenpaket, das die Situation der betroffenen Personen rasch verbessert und ihnen eine Perspektive für ein Leben ohne Armut bietet.

Die wachsende Armutsbedrohung in Bayern ist kein neues Phänomen. Laut dem aktuellen Bericht zur Sozialen Lage in Bayern stieg die  Zahl armutsgefährdeter Personen zwischen 2006 und 2013 von 1,61 Millionen auf 1,76 Millionen. Umso enttäuschender ist, dass die Staatsregierung nach wie vor kein umfassendes Konzept vorgelegt hat.

Das Thema Wohnen wird im Sozialbericht erstmals ausführlich behandelt. Besonders in den Ballungsräumen können sich viele kaum noch eine Wohnung leisten. Hier sind die Pläne der Staatsregierung unzureichend. Statt der angekündigten 28.000 Wohnungen braucht es 100.000 zusätzliche bezahlbare Wohnungen in den nächsten fünf Jahren.

Menschen über 65 und Alleinerziehende weisen die höchsten Gefährdungsquoten auf. Für armutsgefährdete Rentner muss in einem vorbeugenden Sozialstaat die Grundsicherung bedarfsgerecht ausgestattet sein. Altersarmut ist fast immer eine Folge von Erwerbsarmut. Betroffen sind hauptsächlich Frauen, die ihre Erwerbstätigkeit oft länger als geplant für die Kindererziehung unterbrochen haben. Um früher in eine Vollzeittätigkeit zurückzukehren, brauchen Familien ein breiteres Ganztagsangebot in Kitas und Schulen.

Alleinerziehende erhalten dadurch den Freiraum, sich beruflich aus- und weiterbilden zu lassen. Die notwendigen Angebote dazu muss die Staatsregierung etablieren. Auch für die Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Behinderung ist mehr Engagement der Staatsregierung gefragt. Dieser Personenkreis weist ebenfalls eine deutlich erhöhte Armutsgefährdung auf.

In den meisten armutsgefährdeten Haushalten arbeitet der Hauptverdiener in Vollzeit. Der Mindestlohn zeigt Wirkung, jedoch müssen wir weitere Anstrengungen zur Eindämmung prekärer Beschäftigungsverhältnisse unternehmen.

Zuletzt belegt der Sozialbericht, dass die Schere zwischen Arm und Reich in Bayern immer weiter auseinander geht. Es wäre gerecht, wenn Menschen mit sehr hohen Vermögen einen größeren Beitrag als bisher leisten würden, um andere aus der Armutsfalle zu holen.

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