Standpunkt BSZ: Länger arbeiten als bis 65 - soll das grundsätzlich möglich sein und soll es dafür mehr Rente geben?

  • von  A. Weikert
    03.06.2014
  • Beiträge, Arbeitsmarkt und Beruf

Ja – zukünftig muss niemand mehr nach der Regelarbeitszeit mit 65 Jahren (+ die zusätzlichen Monate) in Rente gehen. Es ist möglich, mit Zustimmung des Arbeitgebers länger zu arbeiten. Der Arbeitnehmer zahlt dann auch weiterhin Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung ein, wodurch sich der Rentenanspruch erhöht. Es gibt also keine Zwangsrente mehr.

Wer sich für diesen Weg entscheidet, ist in einer privilegierten Situation. Der Arbeitsalltag wird nicht als Last sondern als Bereicherung empfunden. Im Betrieb wird man gebraucht und kann seine Erfahrungen, seine Kreativität weiterhin einbringen. Es gibt durchaus Arbeitsbereiche auf die diese Beschreibung zutrifft. Die SPD will deshalb zukünftig erreichen, dass jede/r gemäß seiner/ihrer individuellen Leistungsfähigkeit gleitend in Rente gehen kann. Zahlen wie 63, 65 oder 67 Jahre sollen unwichtiger werden. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht unsere Gesell-schaft aber auch die Bereitschaft in Wirtschaft und Verwaltung, ältere Arbeitnehmer im Betrieb zu halten und deren Kompetenz voll einzusetzen.

Leider sind nicht alle Arbeitnehmer in solch einer privilegierten Situation. In vielen Berufen wird von den Menschen ein hoher körperlicher und auch flexibler Einsatz (wie z.B. Schichtdienst) erwartet. Wie lange man arbeiten kann oder will, ist auch davon abhängig, mit welchem Alter das Arbeitsleben beginnt. Wer 45 Jahre gearbeitet hat, Rentenbeiträge bezahlt hat, muss auch das Recht haben, abschlagsfrei in Rente zu gehen.

Das Rentenpaket der Bundesregierung unter der Federführung von Andrea Nahles schließt hier eine Gerechtigkeitslücke, die längst überfällig ist. Nicht nur eine lange Lebensarbeitszeit wird berücksichtigt, auch wer vorzeitig aussteigen muss, weil es der Gesundheitszustand einfach nicht mehr zulässt, profitiert vom Gesetzentwurf der Koalition. Mit dem Gesetz setzt die Koalition nach den Zumutungen der vergangenen Jahre ein deutliches Signal, dass vor allem auch die vom Wohlstand profitieren, die ihn mitgeschaffen haben. Für die SPD ist nicht allein das Lebensalter sondern die individuelle Lebens- und Arbeitssituation ausschlaggebend für den Eintritt ins Rentenalter.

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