Sozialministerin Haderthauer redet sich den Armutsbericht schön

  • von  A. Weikert
    08.03.2013
  • Beiträge, Arbeit und Soziales

In ihrer Pressemitteilung zum Armuts- und Reichtumsbericht preist die bayerische Sozialministerin Christine Haderthauer - wie gewohnt - die exzellente Arbeit der Landesregierung an und verweist darauf, dass Bayern ja im Bundesdurchschnitt sehr gut dasteht. Frau Haderthauer hat den Sinn der Berichterstattung wohl falsch verstanden: Der Armuts- und Reichtumsbericht ist kein Wettbewerb, bei dem es für die Bundesländer darum geht im Ranking ganz oben zu stehen.

Die Landesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege Bayern definiert Armut in ihrer kürzlich vorgestellten „Sozialcharta für Bayern“ „nicht nur als finanzielle Armut, sondern auch als Bildungsarmut, Teilhabearmut oder Mangel an sozialen Kontakten“.
Gleichzeitig stellen die Verfasser fest: „Eine sozial ehrgeizige Gesellschaft kann sich mit Armut in ihrer Mitte nicht abfinden.“ Frau Haderthauer verfügt offensichtlich nicht über diesen Ehrgeiz.


Wenn auch der durchschnittliche finanzielle Wohlstand gestiegen und die Arbeitslosigkeit im Durchschnitt gesunken ist: Bayern ist noch lange kein „Land im Gleichgewicht“. Nach wie vor hängen die Bildungschancen bayerischer Kinder stark vom Geldbeutel ihrer Eltern ab. Bezahlbarer Wohnraum droht knapp zu werden. Auch in Bayern sind Niedriglohnempfänger gezwungen ihr Gehalt durch Sozialleistungen „aufzustocken“, woraus sich zusätzlich ein Anwachsen der Altersarmut in der Zukunft abzeichnet. Und wenn wir schon bei bayerischen Spitzenplätzen im Bundesvergleich sind, so sei auf den „2. Atlas zur Gleichstellung von Frauen und Männern in Deutschland“ verwiesen, den das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Januar 2013 veröffentlicht hat. Demnach liegt Bayern was die Entgeltungleichheit zwischen Männern und Frauen betrifft auf Platz zwei. Der „Gender-Pay-Gap“ ist seit 2007 sogar um etwa zwei Prozentpunkte gewachsen und beträgt aktuell 26 Prozent.

Mögen die Zahlen in den Augen der bayerischen Sozialministerin noch so erfreulich sein, so steht doch fest: Armut existiert auch in Bayern. Leugnen, Schönfärben und Eigenlob sind fehl am Platz. Stattdessen muss das Ziel gefasst werden, Armut und Ungleichgewicht wirksam zu bekämpfen und langfristig zu beseitigen. Von Schwarz-Gelb in Bund und Land ist dahingehend offensichtlich wenig zu erwarten.

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